Auch Flaschensammler von Corona-Krise arg gebeutelt

Kay-Helge Hercher Siegen | Mühsam quält sich der Siegener Rentner Günther Neike mit seinem Rollator durch die Innenstadt. Alle 50 bis 100 Meter macht er einen kurzen Halt, stoppt an den zahlreichen Mülleimern des Zentrums. Er ist auf der Suche nach den Hinterlassenschaften unserer Überflussgesellschaft. Er ist einer von den mittlerweile zum Bild aller deutschen Städte gehörenden Flaschensammlern, stets auf der Suche nach leeren Dosen oder Glasbehältnissen, für die er beim Tausch im Laden acht oder im Idealfall sogar 25 Cent pro Stück erhält. Günther Neike macht das nicht, weil er Spaß daran hat im Unrat und den Hinterlassenschaften anderer Leute zu wühlen. Er bessert sich bei den regelmäßigen Touren durch die Siegener Innenstadt seine sehr spärliche Rente auf, um halbwegs über die Runden zu kommen. Aber jetzt, zu Zeiten von Corona, fällt auch dieser kleine Zuverdienst fast komplett weg. Nur noch vereinzelt sind Menschen in der Stadt unterwegs, dementsprechend wenige in den Abfallbehältern entsorgte Dosen oder Flaschen findet der Senior dieser Tage. Aber Günther Neike gibt nicht auf, ihm bleibe ja nichts anderes übrig, sagt er und seufzt leise. Ein Passant beobachtet die Szenerie, hat Mitleid. Er geht auf Herrn Neike zu und gibt ihm einen Fünf-Euro-Schein. Eine sehr menschliche und hilfreiche Geste in einer schwierigen Zeit.

Rentner Günther Neike, der sich mit dem Sammeln von Pfandflaschen seine spärliche Rente aufbessert, findet zu Zeiten der Corona-Krise immer weniger der entsorgten Behältnisse. (Foto: Kay-Helge Hercher)

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