34 Mal auf Opfer eingestochen

Prozessauftakt zum Tötungsdelikt am Tannenhof

Kay-Helge Hercher Siegen | Gut versteckt hinter seiner Mund-Nasen-Schutzmaske wird der Angeklagte Ion R. am Dienstagmittag (13.10.2020) in den Verhandlungssaal am Siegener Landgericht geführt. Er nimmt zwischen seiner Dolmetscherin und seinem Gießener Verteidiger Carsten Marx Platz. Immer wieder rückt er seine Schutzmaske zurecht, versucht den Blicken der filmenden und fotografierenden Pressevertreter auszuweichen. Er wirkt angespannt, sitzt zusammengesunken auf seinem Platz. Mit ein wenig Verspätung wird der Prozess vor der Schwurgerichtskammer von der Vorsitzenden Richterin Elfriede Dreisbach eröffnet.

In gebrochenem deutsch macht der Beklagte Angaben zu seiner Person: 28 Jahre alt, geboren in Moldawien und im Besitz der russischen sowie moldawischen Staatsangehörigkeit. Das war es erst einmal mit den Angaben.

Staatsanwalt Fabian Glöckner warf Ion R. bei der Verlesung der Anklageschrift vor, er habe am 23. April dieses Jahres aus Habgier einen Menschen getötet. Gegen 21.50 Uhr des Tatabends habe er den 43-jährigen Oleg B. an dessen Wohnort, der ehemaligen Gaststätte Tannenhof in Rudersdorf, aufgesucht. Zuvor habe der spätere Geschädigte B. mehrfach eine ihm von Ion R. geschuldete Summe in Höhe von 20 000 Euro eingefordert.

Staatsanwalt Glöckner geht davon aus, der Angeklagte habe das Opfer mit einer Tötungsabsicht aufgesucht, um seine Schulden nicht begleichen zu müssen. Am Tatabend traf R. auf dem Parkplatz des ehemaligen Gasthofes auf seinen Gläubiger und stach laut Staatsanwalt insgesamt 34 Mal auf ihn ein, zwölf Stiche davon gingen in den Bereich des Oberkörpers, wobei Herz und Lunge verletzt wurden. Noch am Tatort verstarb der 43-Jährige. Die Anklage lautet auf Mord.

Verteidiger Carsten Marx teilte mit, sein Mandant mache am ersten Verhandlungstag keine Einlassung zu dem gegen ihn gerichteten Vorwurf. Marx werde am nächsten Verhandlungstag, 3. November, eine Einlassung für seinen Mandanten abgeben. Richterin Dreisbach schloss die Sitzung knapp zehn Minuten nach Verhandlungsbeginn wieder. Es werden voraussichtlich vier weitere Verhandlungstage folgen – die Urteilsverkündung ist für den 27. November geplant.

Hintergrund: Im April berichtete die SZ bereits über die Tat. Der aktuell Beschuldigte konnte bereits in der Tatnacht im April festgenommen werden. Er legte in einem ersten Verhör gegenüber der Polizei ein Geständnis ab.

Auch die mutmaßliche Tatwaffe, ein blutverschmiertes Messer, wurde durch die Nachsuche einer Einsatzstaffel der Bereitschaftspolizei am Folgetag in der Nähe des Tatortes gefunden.

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