Brotprüfung trotz(t) Corona

Innungsbäcker ließen über 70 Brote unabhängig prüfen

Kay-Helge Hercher/red Siegen | Die Corona-Pandemie stellt seit Monaten das Leben aller auf den Kopf, Pläne müssen über den Haufen geworfen werden. Auch die diesjährige Brotprüfung der Bäcker-Innung Westfalen-Süd war von der Pandemie betroffen, hat ihr aber die Stirn geboten. Trotz der widrigen Umstände haben etliche Innungsbäckereien aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe über 70 Brote zum unabhängigen Qualitätstest eingereicht. Ihren Kunden stets hervorragende Qualität zu bieten, ist den Mitgliedsbetrieben der Bäcker-Innung Westfalen-Süd auch in Krisenzeiten besonders wichtig. Um dies zu gewährleisten wurde erneut Brotprüfer Karl-Ernst Schmalz vom Deutschen Brotinstitut e.V. eingeladen, um die eingereichten Brote genau unter die Lupe nehmen. Die Veranstaltung, die letztes Jahr noch im Sieg-Carré stattgefunden hatte, musste in diesem Jahr aufgrund des Coronavirus unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das Prozedere blieb jedoch gleich: Der unabhängige Prüfer Karl-Ernst Schmalz kontrollierte die eingereichten Brote auf die Qualität, die durch die Geschicke der Handwerksbäcker entsteht und die man auch schmeckt. Viele unterschiedliche Brotsorten wurden von den Innungsbäckereien vorgelegt. „Dabei gibt es auch regionale Unterschiede. Während der Sauerländer gerne kastenförmige Brote hat, mag der Siegerländer gerne freigeschobene, ovale Brote“, wusste Innungsobermeister Georg Sangermann aus Olpe-Oberveischede zu berichten.

Ein Teil der mit Urkunden ausgezeichneten Bäcker fand sich im Haus der Siegerländer Wirtschaft zur Prämierung ein. Innungsobermeister Georg Sangermann (hintere Reihe, 4.v.l.) und Stefan Simon (hintere Reihe, links) von der Kreishandwerkerschaft zeigten sich bei der Übergabe der Urkunden sichtlich zufrieden. (Foto: Kay-Helge Hercher)

Prüfung mit menschlichen Sinnen und moderner Technik

Der nach Siegen bestellte neutrale Gutachter und Fachmann Karl-Ernst Schmalz ist einer von drei Brotprüfern, die deutschlandweit Brote, Brötchen und Stollen testen. Um die Brote unabhängig zu testen und ein fachmännisches Urteil zu bekommen, setzt der erfahrene Brotprüfer nicht nur seine über 20-jährige Erfahrung, sondern auch modernste Technik ein. Eine speziell entwickelte Software zeigt mögliche Ursachen von Qualitätsmängeln an und der Prüfer gibt durch ein kleines Gutachten Tipps zur möglichen Verbesserung. So können die Betriebe direkt handelt und dementsprechend nachbessern oder gleichbleibend sehr gute Arbeit wie gehabt beibehalten.

Obermeister Georg Sangermann freute sich, dass auch in diesem Jahr, trotz der Coronakrise, gleichbleibend viele Brote zur Prüfung eingereicht wurden: „Der unabhängige Blick von außen hilft uns auch gegen Betriebsblindheit. Ein Bäcker backt beinahe täglich seine individuellen Brotsorten. Kleinste Veränderungen fallen im Alltagsgeschehen womöglich gar nicht auf. Die neutrale Brotprüfung durch einen Experten hilft, gleichbleibend sehr hohe Qualität auch beizubehalten, aber auch Schwachstellen zu identifizieren und zu verbessern.“

Handwerksbrote besser verträglich als Discounterware

„Die regelmäßige Qualitätsüberprüfung garantiert unseren Kunden letztendlich erstklassige Qualität und ist für uns Handwerksbäckereien besonders wichtig“, so der erfahrene Bäckermeister Georg Sangermann weiter. Im Gegensatz zu den Produkten vom Discounter, bei denen die Herstellung viel schneller gehen muss, haben echte Handwerksbackwaren längere Teigruhezeiten. Dadurch werden bestimmte Stoffe im Teig besser abgebaut, was zu einer besseren Verträglichkeit der Waren führt. Das sei auch interessant für Menschen, die sensibel auf bestimmte Getreidesorten reagieren, aber keine echte Glutenunverträglichkeit haben.

95 Prozent der Brote bekamen Bestnoten

Die Ergebnisse der diesjährigen Brotprüfung wurden am Donnerstagnachmittag im Haus der Siegerländer Wirtschaft bekannt gegeben. Innungsobermeister Georg Sangermann und Stefan Simon von der Kreishandwerkerschaft zeigten sich bei der Übergabe der Urkunden sichtlich zufrieden. Die 12 Handwerksbäckereien, die aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe teilgenommen hatten, wurden für ihre 71 eingereichten Brotsorten prämiert. Und die Ergebnisse konnten sich wahrlich sehen lassen: Über 95 Prozent der Backwaren erhielten Top-Noten – 40 Mal wurde die Note „sehr gut“ vergeben und 27 Mal die Note „gut“. Darüber hinaus erhielten 16 Brote die Auszeichnung „GOLD-Brot“ für gleichbleibend gute Qualität in den letzten drei Jahren.

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