Sonntags in der Eisenwaldhütte

Man wähnt sich auf einer Jausenstation in den Alpen

Kay-Helge Hercher Siegen | Nur 25 Minuten Fußweg vom Stadtrand Siegens entfernt, genauer gesagt im Hitschelsbachtal, taucht man ein in eine andere Welt. In 360 Metern Meereshöhe, völlig abgeschieden, liegt die Eisenwaldhütte – der Name verweist auf den Erzbergbau, der im Gebiet der Hütte bis in die 1960er-Jahre betrieben wurde. Autos sind hier tabu. Wer das auch als Naturfreundehaus bezeichnete Ausflugsziel besuchen möchte, der muss sich, ob es ihm passt oder nicht, zu Fuß oder per Rad auf den Weg machen. Der Besuch lohnt sich allemal: Man wähnt sich auf einer Jausenstation in den Österreichischen Alpen angekommen. Im stadtnahen Umkreis gibt es kein vergleichbares Ausflugsziel.

Nur 25 Minuten Fußweg vom Stadtrand Siegens entfernt, genauer gesagt im Hitschelsbachtal, liegt die Eisenwaldhütte. (Fotos: Kay-Helge Hercher)

Der Empfang in der Eisenwaldhütte, die grob zwischen Eremitage und Leimbachtal liegt, ist mehr als herzlich. Die Atmosphäre ist sehr familiär. Auch als „Neuankömmling“, der das erste Mal den Weg zu der in der Region recht unbekannten Hütte auf sich genommen hat, fühlt man sich direkt willkommen. „Es steckt viel Herzblut in der Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebes. Insgesamt elf Helfer kümmern sich in wechselnden Schichten darum, dass die Besucher im Biergarten und unserer Wirtsstube versorgt werden. Ohne diese Ehrenamtler, denen mein besonderer Dank gilt, wäre das alles hier gar nicht möglich“, erklärt Jens Killet, der erste Vorsitzende des Betreibervereins „NaturFreunde, Ortsgruppe Siegen“.

Die Wirtsstube lädt zum Verweilen ein. Thorsten Bork leistet seit vielen Jahren ehrenamtlichen Hüttendienst.

Darben muss wirklich niemand. Speisen und Getränke, zu moderaten Preisen, werden dem hungrigen Wanderer oder Radfahrer serviert. „Unsere Speisekarte ist zwar nicht riesig, kommt aber seit vielen Jahren gut an. Deftige Gerichte wie Erbsensuppe, Speckbrot, Sülze und Eisbeinfleisch haben wir anzubieten. Die Nummer eins, die obligatorische Bockwurst, steht natürlich auch auf der Karte“, so Thorsten Bork, der seit vielen Jahren ehrenamtlichen Hüttendienst leistet.

Thorsten Bork bedient Anke und Dietmar Fries aus Eiserfeld. Die beiden Gäste wissen die schöne Atmosphäre und das leckere Essen seit vielen Jahren zu schätzen.

Anke und Dietmar Fries aus Eiserfeld sind heute zu Gast, sie wissen die Eisenwaldhütte sehr zu schätzen und lassen sich ihre Schinkenplatten schmecken. „Schon als Kind bin ich mit meinen Eltern hierher gekommen. Es ist einfach wunderschön“, zeigt sich Anke Fries begeistert. Auch Familie Reinhardt aus dem Bergischen zählt zu den Stammgästen, die seit vielen Jahren ins Hitschelsbachtal kommen. „Es gefällt uns hier super. Wir kommen so oft wie möglich her“, so Udo Reinhardt.

Auch Familie Reinhardt aus dem Bergischen zählt zu den Stammgästen, die seit vielen Jahren ins Hitschelsbachtal kommen.

Aber auch den Siegener Naturfreunden geht es nicht anders als einer Vielzahl anderer Vereine: Der Nachwuchs fehlt. „Die meisten unserer Mitglieder sind über 50 Jahre alt. Das wird zunehmend zum Problem, da ein Fortbestehen des Vereinslebens und das Aufrechterhalten des Hüttenbetriebes nur mit einer „Verjüngung“ des Vereins gewährleistet werden kann“, macht Vorsitzender Killet deutlich. Bei dem 49-jährigen Killet war der Weg im Verein schon von Geburt an vorgezeichnet. Sein mittlerweile 83-jähriger Vater Heinrich, der über 60 Jahre im Vorstand aktiv war, nahm Sohnemann Jens schon als kleines Kind allsonntäglich mit zur Eisenwaldhütte. Killet senior selbst wird der Arbeit rund um die Hütte trotz seines hohen Alters nicht überdrüssig. Auch heute noch hilft er aktiv bei der Bewirtung der Gäste. Für Jens Killet war die Zukunft im Verein quasi vorgegeben – vor einigen Monaten übernahm er das Amt des ersten Vorsitzenden von seinem Vorgänger Volker Panthel. „Wir haben hier sehr viele Stammgäste, die uns zum Teil seit Jahrzehnten die Treue halten. Seit Corona stellen wir glücklicherweise auch fest, dass sich unser Publikum stark verjüngt hat. Viele Studenten und junge Familien zählen mittlerweile zu unseren Gästen“ ergänzt Killet.

Vereinsvorsitzender Jens Killet in den Zimmern, die für Übernachtungsgäste bereit gehalten werden.

Aber nicht nur Tagesgäste sind willkommen. Das autark mit Strom und Wasser versorgte Gebäude verfügt für Übernachtungsgäste über vier Dreibettzimmer mit insgesamt zwölf Betten. Den Urlaubsgästen steht ein großer Aufenthaltsraum und eine Selbstversorgerküche mit Herd, Backofen, Kühlschrank und allem was man so braucht zur Verfügung. Luxus sollte man allerdings nicht erwarten. Alles ist, wie bei einer echten Berghütte in den Alpen, reduziert auf das Wesentliche. Die Eisenwaldhütte ist von Januar bis einschließlich Oktober, sonn- und feiertags von 9.30 Uhr bis 17 Uhr, geöffnet. Die restlichen zwei Monate des Jahres werden für Renovierungs- und Pflegearbeiten genutzt.

Inmitten der Natur liegt die Eisenwaldhütte.
Thorsten Bork macht die Arbeit Spaß. Weitere freiwillige Helfer wären allerdings wichtig, damit der Hüttenbetrieb weiter bestehen und das Vereinsleben wieder aufleben kann.

Vereinsvorsitzender Jens Killet. Vor einigen Monaten übernahm er das Amt des ersten Vorsitzenden von seinem Vorgänger Volker Panthel.

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